Fritz Rau präsentiert in Groß-Umstadt Erinnerungen aus 50 Jahren



GROSS-UMSTADT. Eigentlich führte er ein Leben hinter den Kulissen, war die wichtigste Figur.“ backstage “, wie es im Musikgechäft heißt. Wenn man 50 Jahre hinter dem Vorhang arbeitet, ist es nicht verwunderlich, dass mit 75der Wunsch aufkommt, auch mal im Rampenlicht zu stehen. Fritz Rau ist seit der NachkriegszeitEuropas wohl wichtigster Impressario in der Musikbranche und zugleich eine schillernde Figur mit ‘väterlicher Ausstrahlung. Er selbst war der größte Fan der Musiker, die er protegierte. Im Jahr 2004 verabschiedete er sich mit einem letzten Peter-Maffay-Konzert und fiel in ein großes Loch. „Gegen den Nebel. Aus dem beginnenden Vergessen“ erfasste er im selben Jahr seine Auto-Selbstbiografie“, wie er sie umständlich bezeichnet.

 

Ella Fitzgerald, Peter Maffay

und andere alte Bekannte

 

Am Sonntag las Rau im Pfälzer Schloss von Groß-Umstadt, musikalisch begleitet vom virtuosen Fankfurter Gitarristen Jürgen Schwab, aus seinem 2005 erschienen Erinnerungsbuch „50 Jahre Backstage“, und ließ seine Zuhörer ehrfürchtig staunen. Nicht selten hatte er private Kontakte mit Stars wie Ella Fitzgerald, die ihm und seiner Frau Hildegard zur Geburt der Tochter Saskia eine Wiege schenkte. Raus Sohn heißt Andreas Oscar, weil die Jazzlegende Oscar Petersen sein Taufpate ist. Rau selbst ist der Trauzeuge von

Peter Maffay. Und Marlene Dietrich bestrich die Brust des Konzertveranstalters mit Mentholbalsam, als er während einer Tournee mit ihr in einem Hotel erkrankte. Fritz Rau lebte mit seinen Künstlern, deren Genialität er dem Publikum vorstellen wollte, gemäß seinem Lebensmotto: „Das Beste für viele.“ Er versteht sich als Träumer mit künstlerischen Ambitionen, der nebenbei auch Buchhalter sein muss. Unprätentiös berichtet er von seiner

Zeit als Hitlerjunge, der blind und taub seinen Verstand und Charakter während des Zweiten Weltkriegs an die Parteileitung abgegeben hatte. Und er erzählt von seiner Sehnsucht, Jazz und Blues bekannt zu machen, als Musik für die Seele - gegen den zackigen Rhythmus der Marschmusik. Mit Emil und Albert Mangelsdorff begann Raus Karriere als Konzertagent. Im Jahre 1955 veranstaltete er sein erstes Konzert in der Stadthalle Heidelberg. Mit sympathischem Unterstatement bezeichnet Rau sich als Kartenverkäufer, der er bis zuletzt gewesen sei. Als er mit Horst Lippmann seine Agentur gründete, begann die Erfolgsgeschichte des Volljuristen. Rau war nie auf ein Genre festgelegt. Er promotete Miriam Makeba mit ihren „halsmuskelschonenden“ Gospeln wie die Pop-Ikone Prince, Frank Sinatra, Tina Turner, The Who und Jimi Hendrix, den er voller Bewunderung als „Ikarus, der sich die Flügel an der Sonne verbrannte“ bezeichnet. Seine Hommage an die Stars hat er in vielen Anekdoten niedergeschrieben und auch trübe Stunden nicht vergessen.

 







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