Aggression in der Schule
Diskussion: Sozialministerin Lautenschläger steht in Groß-Umstadt Lehrern Rede und Antwort

 

 
GROSS-UMSTADT. „Ich gehe seit 31 Jahren auf Klassenfahrten. Aber die Häufung von Vorfällen mit Gewalt in diesem Jahr ist kein Zufall mehr. Das zeigt, wo die Reise hingeht." Der Hauptschullehrer an der Ernst-Reuter-Schule in Groß-Umstadt ist einer von gut 20 Gästen, die am Dienstagabend mit Hessens Sozialministerin, Silke Lautenschläger (CDU), in Groß-Umstadt diskutieren.

Ganztagsschule und Gewaltprävention an Schulen ist das Thema. Wobei „Schule" das Ministerium der Parteifreundin Karin Wolff ist. So war nicht allzu überraschend, dass die Sozialministerin dazu auch nichts Neues sagte. Ihr Ansatzpunkt ist vielmehr die Gewaltprävention. Dies könne und müsse bereits in den Kindergärten ansetzen – für die wiederum Ministerin Lautenschläger zuständig ist.

Schnell stellte sich in den Redebeiträgen der Gäste heraus, dass es zwar hier und da sinnvolle Programme und Projekte gegen Gewalt bei Kindern und Jugendlichen gebe. Mal werden sie vom Kreis, mal vom Land oder Bund bezahlt. Doch nach ein, zwei oder drei Jahren gibt’s kein Geld mehr dafür, schläft alles wieder ein, wurde bemängelt.

Nicht neu ist der Ansatz, dass an jeder größeren Schule auch ein Sozialarbeiter präsent sein sollte um da weiter zu machen, wo Lehrer aufhören müssen. „Der Landkreis sollte seine Jugendhilfe auch in Schulen installieren. Das kostet zwar Geld, erspart aber auf Dauer spätere höhere Ausgaben", waren sich die Ministerin und Schulleiter Matthias Hürten einig. Die Ernst-Reuter-Schule ist in diesem Zusammenhang eine löbliche Ausnahme, da dort mit halber Stelle ein allerdings von der Stadt bezahlter Sozialarbeiter Ansprechpartner ist. Er kümmert sich vor allem um Hauptschüler und deren Weg in einen Beruf.

Die Ministerin betonte, dass die nur langsam kommenden Ganztagsangebote an den Schulen helfen, Jugendliche aus problematischen Verhältnissen aufzufangen. Fachleute befürchten allerdings, dass genau dieses Klientel kaum freiwillig nachmittags in die Schule gehen wird. Und die verpflichtende Ganztagsschule lehnt die CDU in Hessen ab. Nicht zuletzt weil auch jene Familien ihre Kinder dorthin schicken müssten, die sich vorbildlich nachmittags um sie kümmern. Ein Dilemma. Lautenschlägers Ausweg: Die Schule müsse dann eben so attraktive Angebote machen, dass auch problematische Jugendliche sich angesprochen fühlen und kommen.

Generell gelte es, eine andere Kultur der Offenheit im Umgang mit Jugend und Gewalt herzustellen. „Derjenige, der an seiner Schule auf Aggressionen aufmerksam macht, darf nicht der Dumme sein."

Dass vieles von dem, was an diesem Abend gesagt wurde, schon lange bekannt sei und von Politikern gesagt werde, räumte die Ministerin ein. Inzwischen jedoch seien, vor allem in großstädtischen Problemzentren wie Offenbach mit 86 Prozent Ausländeranteil an Schulen, bereits erste Erfolge sichtbar. „Aber auch mir", räumte die Ministerin ein, „geht es an den Schulen in vielen Bereichen zu langsam voran."

 

 

 

22.11.2007

 
   

 







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