Ansprechpartner, wenn's in der Schule kriselt


 

Schulsozialarbeit: Verändertes Angebot im Landkreis ist noch mit Unwägbarkeiten verbunden – Beispiel Groß-Umstadt

GROSS-UMSTADT. Es ist ein Fall von Krisenintervention, den Josef Paris da schildert: „Über längere Zeit ist hier in Groß-Umstadt ein Schüler durch eine Gruppe von Mitschülern gemobbt worden. Es hat eine Weile gedauert, bis wir dieses Problem bemerkt haben und es hat auch eine Weile gedauert, dieses Problem zu lösen.“

Paris ist Jugendpfleger in Diensten der Stadt Groß-Umstadt und seit vier Jahren auf Kosten der Stadt mit der Hälfte seiner Vollzeitstelle als Sozialarbeiter an die Umstädter Ernst-Reuter-Schule abgeordnet. Wie es dort nun mit der Schulsozialarbeit weitergeht, ist unklar, seit der Landkreis angekündigt hat, sich in diesem Bereich stärker zu engagieren. Dies war jetzt eine der Fragestellungen für eine Sitzung des Groß-Umstädter Sozialausschusses in der Schule.

„Flächendeckende Sozialarbeit“ nennt die Kreisverwaltung das neue Konzept. Zu den bisher 3,5 Stellen, mit denen „projektbezogene Schulsozialarbeit“ geleistet wurde, sollen fünf Stellen hinzu kommen. Die Sozialarbeiter sollen dann Schulen des Landkreises mit Sekundarstufe 1 mit einem festen Stundenkontingent pro Woche zur Verfügung stehen.

„Projektbezogene Sozialarbeit“ – das hieß bisher, dass Kreis-Sozialarbeiter für einige Wochen an einer Schule zum Beispiel ein Streitschlichter-Seminar anboten und dann weiterzogen. Etliche Lehrer und Schulleiter empfinden diese Situation unbefriedigend – sie wollen „ihren“ Sozialarbeiter an der Schule, der als fester Ansprechpartner zur Verfügung steht und nicht nur Projektarbeit macht, sondern auch Krisenintervention – wie von Paris geschildert.

Die Abordnung an die Ernst-Reuter-Schule hatte aber auch damit zu tun, dass diese Schule vor Jahren einen schlechten Ruf hatte, woran sich Ausschussmitglied Charlie Ritter erinnerte. Inzwischen hätten sich die Verhältnisse beruhigt, versichert Schulleiter Matthias Hurten. Allerdings habe man aktuell Probleme mit einer Eingangsklasse.

Neben Umstadt engagierten sich bislang bereits Kommunen wie Griesheim, Groß-Zimmern, Pfungstadt und Weiterstadt in der Schulsozialarbeit. Springen diese Kommunen für eine Aufgabe ein, die beim Landkreis als Schulträger angesiedelt ist, oder beim staatlichen Schulamt?

Um die Finanzierung der fünf neuen Stellen muss es jedenfalls heftige Diskussionen in der AG Schulsozialarbeit gegeben haben. Das Ergebnis verkündete Groß-Umstadts Bürgermeister Joachim Ruppert mit kritischem Knurren: Bezahlt wird über die Kreis-Schulumlage. Also bezahlen die Kommunen den Preis.

Die fünf Stellen sind ausgeschrieben, gegenwärtig läuft das Auswahlverfahren, schilderte Otto Weber den aktuellen Stand. Der ehemalige Chef des Kreisjugendamtes leitet jetzt die Abteilung „Familienförderung“ in der Kreisverwaltung, wo auch die neue Schulsozialarbeit angesiedelt wird. Dahinter steht der Gedanke, dass auffällige Schüler oft ein problematisches Elternhaus haben und dass es dafür weitere Angebote des Kreises geben muss. Im Grundsatz funktioniert das heute schon, wie Paris sagt: „In Einzelfällen haben wir auch mit dem Sozialen Dienst des Landkreises gut zusammengearbeitet.“

Ob die „flächendeckende Schulsozialarbeit“ allen 17 betroffenen Schulen des Kreises ein Plus bringen wird, ist offen: „Manche Kommunen erwarten, dass wir das bisher von ihnen finanzierte Personal übernehmen“, schilderte Weber die Situation und erteilte einem solchen Verfahren zugleich eine Absage.

Grundsätzlich könnten sich Kommunen allerdings auch mit dem Argument zurückziehen, dass sich ja nun der Kreis solchen Aufgaben stellt.

Für die Ernst-Reuter-Schule beispielsweise wäre der Umstieg von Stadt auf Kreis erst einmal ein Rückschritt – von einer halben auf eine viertel Stelle. Ob das so kommt? Da mochte sich Bürgermeister Ruppert im Ausschuss noch nicht festlegen. Schulleiter Hürten hingegen verbreitet Optimismus: „Ich gehe davon aus, dass sich an unserer Schule beide Angebote künftig prima ergänzen werden.“







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